alma mundi AKADEMIE

Ein Jahr danach – persönliche Worte zum Todestag von Hans-Jörg Müller

26. Mai 2020

Seit Hans-Jörg vor einem Jahr an drei Schlaganfällen, sehr plötzlich und für uns alle unvorbereitet gestorben ist, ist das Leben – für mich gefühlt – „erbarmungslos“ weiter gegangen. Durch seinen unvorbereiteten Tod gab es unendlich viel zu regeln, zu klären und zu entscheiden. Nun ist ein Jahr vergangen. Es gibt einen Abstand zu diesem erschütternden Ereignis. Ein Stück mehr Ruhe und Frieden ist eingezogen.

Und gleichzeitig berührt immer wieder die Frage nach dem „warum“. Warum so früh? Warum so schnell? Warum jetzt? Warum so?

Menschliche Fragen, zu denen alle von uns vielleicht unterschiedliche Ideen haben, wie die Antworten ausfallen könnten. Für mich sind es leise, weite Ahnungen, die mir zeigen, dass unser Leben unendlich viel größer ist, als wir es oft mit unserem menschlichen Bewusstsein greifen können. In diesen extremen Situationen, wo Leben und Tode so nahe sind, ziehen manchmal für Sekunden Schleier auf, die Blicke in eine weitere Wirklichkeit zulassen. Diese „Momente des Sehens“, geben mir bis heute Kraft. Und darin ist alles in eine große Ordnung gut eingebettet.

Nun bin ich, Christin, ein Mensch wie jeder andere und das Wissen um das eingebettet sein in größere Zusammenhänge, nimmt mir nicht den tiefen Schmerz und die große Traurigkeit über den Verlust eines geliebten Menschen. Wie die Wellen eines Meeres, kommen und gehen die Gefühle dieses Verlustes. Langsam werden sie weicher und milder.

Viele Menschen erzählen mir immer wieder, wie präsent und spürbar Hans-Jörg ist. Wie er auf eine neue Art Impulse gibt, inspiriert, unterstützt, sich bemerkbar macht und eine unendlich feine Liebeskraft aussendet. Und so erleben wir ihn wie eine Brücke, die sich zwischen den Welten spannt.

Meine Schritte in die alma mundi AKADEMIE fühlen sich gut begleitet von ihm an. Diese Schritte sind sehr ruhig, klar, selbstverständlich und natürlich. Der Fluss fließt; Wohin er jedoch letztendlich führen wird, lasse ich offen. Schlussendlich entscheidet das Leben, unabhängig davon, was wir als Menschen wollen oder nicht. Für mich wird Leben und Tod immer mehr ein großes Mysterium. Und es ist gut, es als das zu belassen. 

Ich weiß, dass es Hans-Jörgs größter Wunsch war, dass diese Arbeit, für die er sich so unerschöpflich eingesetzt hat, weiter in die Welt getragen wird. Jeder auf ihrer oder seiner eigenen Art und Weise, sicher an vielen Stellen durch ihn inspiriert, motiviert und unterstützt. Das ist das Schönste, was wir für ihn hier auf Erden tun können. Der Geomantie und Geokultur weiter eine Stimme in unserer Gesellschaft zu geben.

In diesem Sinne, freue ich mich dazu einzuladen gemeinsam mit allen, die mit Hans-Jörg verbunden waren, am Freitag, den 29. Mai ab 21 Uhr eine Kerze für ihn zu entzünden. Die Kerze seiner Trauerfeier in Kloster Seeon wird brennen. So bilden wir ein weites Lichternetz. In dieser Zeit können wir gemeinsam zu ihm sprechen, singen, in Stille sein, oder etwas tun, was sonst für euch stimmig ist. Die bewusst geschaffene, gemeinsame Brücke zu ihm hin, wird für uns und für ihn stärkend und nährend sein.

Herzlichst, Christin